Wussten Sie, dass die Wildkoppel zu den ältesten landschaftlich gestalteten Objekten gehört, welche in Reinbek erhalten sind? Das fragte 2007 der ehemalige Stadtarchivar Peter Wagner und hat aus dem Material des Stadtarchivs einiges Wissenswerte zusammengetragen:
In der Wildkoppel, dem kleinen Gehölz zwischen Bismarckstraße, Waldstraße, Sophienstraße und Parkallee, haben sich Teile erhalten, die lange vor dem Schloss entstanden. Es sind die Reste der Dämme von drei Teichen, welche die Nonnen des Zisterzienser-Klosters in den Jahren um 1250 anlegten. Es waren Teiche zur Zucht von Karpfen, um damit die vorgeschriebenen fleischlosen Tage zu überbrücken und auch sonst die Speisetafel zu bereichern.
Ehemals wurde die Wildkoppel von einem Bach durchflossen, welcher sich aus mehreren Quellen speiste. Ein ergiebiger Zufluss kam aus einem kleinen Teich nahe dem heutigen Vierländer Weges. Der Bach durch die Wildkoppel floss noch bis etwa 1927. Dann wurde ein Teil der Wildkoppel für den Bau der Parkallee abgetrennt und der Bach unterirdisch kanalisiert.
Der Name „Wildkoppel“ stammt aus der Zeit der herzoglichen Herrschaft in Reinbek. Im Jahre 1529 wurde das Kloster aufgegeben und 1572 ließ Herzog Adolf von Holstein-Gottorf an gleicher Stelle das Schloss bauen. Der Herzog und seine Nachkommen bewohnten das Schloss nicht ständig. Aber wenn sie hier in Reinbek weilten mit ihren Gästen, dann wurde gefeiert und auch Jagd gehalten. Der Wald mit den Teichen nördlich des Schlosses (die heutige Wildkoppel) wurde mit einem starken Zaun umgeben und mit Rehen und Wildschweinen besetzt. 1707 umfasste der Tierbestand 35 Stück. Es war ein Tiergarten, worin man ohne große Mühe jagen konnte. Mit etwa 15 Hektar war jener Wald damals bedeutend größer als heute.
1844 wurde die Hamburg-Berliner Eisenbahnstrecke gebaut und 1858 errichtete Dr. Andresen die Kaltwasserheilanstalt „Sophienbad“ (das heutige Amtsgericht). In der Wildkoppel entstand ein Kurpark mit mehreren Wegen und Bänken und einem hölzernen Trinkpavillon. Das angeblich so gesunde Wasser holte man aus der in Stein gefassten Sophienquelle. Auch wurde dieses Heilwasser in das Kurhaus zum baden geleitet. Zu jener Zeit werden die Teiche wohl nicht mehr existierten haben. Der Kurbetrieb kam mit Beginn des 1. Weltkrieges langsam zum Erliegen. 1917 wurde das Sophienbad ein Genesungsheim der AOK Hamburg. Dem Park fehlte es nun zunehmend an Pflege und das Brunnenhaus der Sophienquelle wurde zugemauert.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten entstand das Bedürfnis nach einem Festplatz im Ortszentrum. Hierzu verlegte man im Areal des ehemaligen oberen Teiches Dränage und verfüllte und planierte den Boden für einen so genannten Thingplatz. 1937 entstand im Hinblick auf das Jubiläum der 700-Jahrfeier Reinbeks (1938) ein Springbrunnen mit Tierfiguren aus Terrakotta. Das alte Brunnenhaus wurde abgerissen. Leider fielen die Tierfiguren und der Brunnen selbst trotz Erneuerung immer wieder der Zerstörung anheim. Heute ist nur noch der Beckenrand vorhanden. Der Innenraum wurde zwischenzeitlich begrünt. Dränage und Kanalisation des Baches scheint mittlerweile defekt zu sein, denn durch Regen und Quellwasser bildet sich im oberen Teil der Wildkoppel ein neuer kleiner Teich.